In all den Kilometern, die ich mit meinem Fahrer fuhr, habe ich viele Erfahrungen sammeln dürfen. Diese Erfahrungen waren wichtig, um eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln – richtig muß es heißen – sich selbst zu entdecken, denn eine Persönlichkeit liegt in jedem von uns verborgen. Man muß sie nur entdecken und sie als das eigene Ich akzeptieren.
Ohne die Hilfe eines Freundes, der einen begleitet, tröstet, wieder aufrichtet und unterstützt, vielleicht sogar ab und zu einen sanften Anstoß gibt, ist das Erkennen der eigenen Persönlichkeit, eventuell sogar das eigene Leben nicht möglich, jedenfalls nicht in der Form, wie ich es kennengelernt habe.
Das Leben ist eine Symbiose. Ein ständiges Geben und Nehmen. Dies gilt für alle Beziehungen, die man eingeht: für Freundschaften, für Gegenstände, selbst für die Beziehung zur Natur. Wenn diese Kette unterbricht, endet diese Beziehung – dieses Leben.
Ein anderes Leben ist für mich nicht erstrebenswert.
Ein weiterer Motor, der uns Leben läßt, ist das Kind in uns.
Der Spaß und die Freude, das Unnütze und Sinnlose, scheinbar intuitive, unmotivierte Handlungen, wie sie eigentlich nur von Kindern begangen werden.
Nicht vergessen werden dürfen die Gespräche unter Freunden und das Vertrauen, das unter Freunden herrscht.
Dies alles macht das Leben erstrebenswert. Ich schreibe bewußt nicht lebenswert, da lebenswert bedeutet, daß es nicht lebenswertes Leben gibt und ich meine jedes Leben ist lebenswert.
Für diese Einstellung zählt nicht die Vernunft, die uns sagt: Dein Leben ist von dem ersten Tag an auf den letzten Tag ausgerichtet.
Die Geburt ist der Beginn des Todes.
Mit dem ersten Atemzug beginnst du zu sterben.
Diese Einstellung ist vielmehr geprägt durch Empfindungen und Gefühle. Mir ist bewußt, daß die Gefühle selbstzerstörerisch wirken können. Die Vernunft muß also von Zeit zu Zeit eine Kontrolle der Gefühle und Empfindungen vornehmen.
Dies hört sich komplizierter an als es ist.
Vereinfacht heißt es einfach, frage Dich ab und zu, ob es Dir gut geht und ob Du zufrieden bist.
Auf diese Weise zeichnet sich sehr schnell Dein eigenes Lebensziel ab. Es liegt nur an Dir, es zu erreichen.
Lebensziel ist nicht materiell zu sehen. Eine materielle Sichtweise verhindert nur die Sicht auf das wahre Lebensziel.
Ferner ist mir klar geworden, daß man fast alles erreichen kann, wenn man nur fest an sich und sein Ziel glaubt. Das „fast“ bezieht sich auf einen Grundsatz, der wie ich meine, oberste Priorität vor allen anderen Interessen hat. Dieser Grundsatz lautet:
Kein Lebewesen hat das Recht über ein anderes Lebewesen zu bestimmen oder dieses in seinem Sinne zu beeinflussen. Jedes Lebewesen muß sich frei entfalten können, solange es durch seine eigene Persönlichkeitsentfaltung nicht die eines anderen stört.
Daraus ergibt sich aber für jeden Einzelnen die Pflicht, seine eigene, freie Meinung, sofern sie keinen anderen beschneidet, auch durchzusetzen und zu verteidigen.
Das Ziel muß höher gesteckt sein, als erreichbar ist. Nur so ist Wachstum und Entwicklung möglich. Ohne dieses ständige weiter wachsen und entwickeln würde ein Bruch in der Entwicklung des Lebens erfolgen, der Stillstand zur Folge hätte.
Stillstand ist aber der Anfang vom Ende. Stillstand ist aufhören zu leben, ist der Beginn vom Tod.
Wichtig ist auch die Erkenntnis: Alles ist Teil eines Ganzen.
Ohne jedes dieser Teile, wäre das Ganze nicht komplett.
Jedes dieser Teile muß in Harmonie mit den anderen Teilen existieren, sonst gerät das Ganze aus dem Gleichgewicht.
Eine Störung dieses Gleichgewichtes kann schreckliche Folgen haben.
Dies sind nur die Erkenntnisse und Empfindungen eines kleinen Mountain-Bikes. Es erhebt nicht den Anspruch, die Weisheit gepachtet zu haben, aber es hat eine Bitte:
„Denke wenigstens einmal ernsthaft darüber nach.“
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